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Pressemitteilung 14. Juni 2013


Kurze Stellungnahme zur Studie: Breast cancer mortality trends in England and the assessment of the effectiveness of mammography screening: population-based study

Die Studie beruht auf offiziellen Mortalitätsdaten in der Region Oxford (2,5 Mio. Einwohner). Von 1971 bis 2009 wurden altersstandardisierte und altersspezifische Mortalitätsraten für Brustkrebs mit Joinpoint Regressionsanalysen untersucht. Es zeigte sich ein relativ konstanter abfallender Trend der Brustkrebssterblichkeit seit 1984. Das Mammographie-Screening wurde im Jahr 1988 eingeführt. Der Autor schließt aus dem Beginn der Mortalitätsreduktion mehrere Jahre vor dem Screening, dass das Mammograpie-Screening keinen Einfluss auf die Mortalitätsreduktion haben kann.

Es handelt sich um eine Studie, die auf der Todesursachenstatistik fußt. Es wurden geeignete Methoden zur Auswertung der Daten gewählt. Das Studiendesign und die Ergebnisse sind aber nicht geeignet, die beobachtete Mortalitätsreduktion für Brustkrebs zweifelsfrei irgendeiner Intervention, sei es Früherkennung oder Therapie, bzw. Änderungen in Risikofaktoren zuzuordnen bzw. nicht zuzuordnen. Zum einen handelt es sich um eine Beobachtungsstudie, die nach den Levels of Evidence des Oxford Center of Evidence Based Medicine nur eine geringe Beweiskraft aufweist. Die Anwendung des Studiendesigns ist aber nicht unüblich (und wurde vom Unterzeichner schon selbst beim Hautkrebs-Screening angewandt), jedoch ist dann umfassend zu diskutieren, welche der vielen prinzipiell möglichen Ursachen die beobachteten Ergebnisse hervorgerufen haben könnten oder auch nicht. Dies wird in dem Artikel nur unzureichend getan. Es wird beispielsweise nicht diskutiert, ob in der untersuchten, sehr langen Zeitperiode von 25 Jahren nicht auch unterschiedliche Intervention zu dem Rückgang der Brustkrebssterblichkeit geführt haben könnten. So könnten in einer (frühen) Periode durchaus mehr neue Therapien für den Rückgang verantwortlich sein, in anderen Zeitperioden aber auch das Mammographie-Screening. Auch Änderungen bei Risikofaktoren werden nicht diskutiert. Insofern spricht ein kontinuierlicher Rückgang der Brustkrebssterblichkeit nicht prinzipiell gegen das Mammographie-Screening. Das wäre anders zu bewerten, wenn es überhaupt keinen Rückgang der Mortalität geben hätte. Dies spräche dann gegen die Wirksamkeit eines Screening. Da in der Studienregion ein Mortalitätsrückgang beobachtet wurde, könnte dieser auch in gewissem Umfang durch das Mammographie-Screening bedingt sein. Ob dies so ist oder nicht, kann mit der Studie nicht beantwortet werden .

Einen stichhaltigen Beweis der Ineffektivität des Mammographie-Screenings kann die Studie aus den genannten Gründen nicht liefern. Insofern bleibt die aktuelle Einschätzung zur Effektivität des deutschen Mammographie-Screening-Programms durch die Studie unberührt.

Für Deutschland brauchen wir zukünftig eine intensivere wissenschaftliche Begleitung des Mammographie-Screenings, insbesondere mit dem Endpunkten Tumorstadien (Inzidenzentwicklung) und Sterblichkeit, aber auch mit alternativen Endpunkten wie Lebensqualität .

Mukhtar et al., J R Soc Med 2013: 106: 234 – 242. DOI: 10.1177/0141076813486779

Prof. Dr. Alexander Katalinic
Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie
Universität zu Lübeck
Email: alexander.katalinic@uksh.de

Kooperationsgemeinschaft Mammographie

Die Kooperationsgemeinschaft Mammographie ist in gemeinsamer Trägerschaft von den gesetzlichen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) im August 2003 gegründet worden. Ihre Aufgabe ist die Koordination, Qualitätssicherung und Evaluation des deutschen  Mammographie-Screening-Programms. 10,5 Millionen Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren haben einen Anspruch auf eine zweijährliche Mammographie. Die Untersuchungen werden seit 2009 flächendeckend von 96 Screening-Einheiten mit rund 400 zertifizierten Untersuchungsstandorten durchgeführt.

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